Die Jury hat sich für das facettenreiche Projekt des seit 2015 bestehenden Künstlerduos Nathalie Stirnimann und Stefan Stojanovic entschieden. Die Preisträger werden sich im Rahmen einer von der Städtekonferenz Kultur (SKK) neu angebotenen Künstlerresidenz vom 1. August bis zum 30. November 2022 in Belgrad aufhalten. Das Projekt ist doppelt angelegt einerseits durch das Künstlerpaar, welches das Projekt trägt, und andrerseits durch seine Ambition, sich zwischen der Schweiz und Serbien zu entfalten. Dieses Vorgehen sowie die gründliche Konstruktion des Projekts waren für die Jury entscheidend; sie hat dessen Qualität und grosse Kohärenz einstimmig anerkannt.
Insbesondere wurde hervorgehoben, dass die Künstler ihr Vorgehen als Kontinuität verstanden, mit einer Vorphase – unter anderem mit einer Residenz im Neumarkt-Theater in Zürich – sowie mit einer Verlängerung über die vier Monate der Residenz hinaus mit dem Ziel, die Früchte ihrer künstlerischen Suche sowohl in der Schweiz wie in Serbien zu präsentieren. Dies wird es ihnen ermöglichen, ihre Fragen rund um einen konzeptuellen und künstlerischen «Ost-West»-Dialog zu vertiefen und in einer Hin-und-Her-Bewegung Vernetzungen zu schaffen. Diese Ambition wurzelt auch in den Biografien der Künstler und spiegelt sich in ihrem Duo wider. Der Aufenthalt in Belgrad hat deshalb für das Künstlerduo eine besondere Bedeutung.
Ihre Arbeit wird sich mittels mehrerer lokaler Kooperationen verwirklichen, wie beispielsweise mit Jelena Vesić (Kuratorin und Autorin) oder mit dem Studio Terra (mit Sitz in der Stadt Kikinda); die Kooperationen werden Kitt und Ferment dieses sozial engagierten Projektes sein. Denn wenn sich die Künstler mit dem Konzept der Grenze – der Grenze zwischen Ost und West, zwischen Zentrum und Peripherie – befassen, dann um seine Durchlässigkeiten und Überschreitungen auszuloten. Das Künstlerduo Stirnimann-Stojanovic ist stärker interessiert am Begriff der Interdependenz als an demjenigen der Differenz. Darüber hinaus treibt es seine Überlegungen weiter bis zu Fragen der Produktion und der Rezeption der zeitgenössischen künstlerischen Diskurse – je nach dem geografischen und sozialen Kontext, in dem die Diskurse verankert sind. Diese Reflexivität hinsichtlich der eigenen Praxis und des eigenen Vorgehens dient auch als Grundlage für ihre Arbeit.
Nathalie Stirnimann (*1990, Freiburg, Schweiz) und Stefan Stojanovic (*1993, Vranje, Serbien) arbeiten seit 2015 als Duo. 2020 schlossen sie ihr Studium als Paar mit einem Master in Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Ihre Arbeit wurde bereits in der Schweiz und im Ausland in zahlreichen Institutionen und unabhängigen Kunsträumen gezeigt.
Die Jury unter dem Vorsitz von Laurent Dietrich, Vizepräsident der Stadt Freiburg, setzte sich aus vier Fachleuten aus dem Kulturbereich zusammen. Sie war überzeugt von der hohen künstlerischen Qualität sowie dem grossen Potenzial, das dieser Aufenthalt und dieses Stipendium für den künstlerischen Werdegang des Duos Stirnimann-Stojanovic in sich birgt. Sollte die Pandemie Auslandsaufenthalte verunmöglichen, werden die Künstler dennoch vom Stipendium und einer lokalen Residenz in Freiburg profitieren können.
Weitere Informationen: www.stadt-freiburg.ch/kuenstlerresidenzen und www.stirnimannstojanovic.com
Bilder:
Stirnimann-Stojanovic (2021) © Flavio Karrer
What if the walls were more flexible? (2020), Suluv Galerija, Novi Sad © Goran Despotovski