Neugestaltung des Bahnhofsplatzes und seiner Umgebung
Das Projekt zur Neugestaltung dieses Sektors soll den Bahnhof zu einem Eingangstor zur Stadt machen, das deren Status als Kantonshauptstadt gerecht wird. Der Bahnhofsplatz wird zu Recht als Zentrum der Zähringerstadt betrachtet und liegt am Schnittpunkt zwischen der mittelalterlichen Verkehrsverbindung (in der Verlängerung der Romontgasse) und der Verkehrsverbindung des 19. Jahrhunderts (Boulevard de Pérolles) und ist damit auch der Mittelpunkt des gesamten Kantons. Er wird täglich von fast 75 000 Personen benützt – darunter 25 000 Nutzerinnen und Nutzer der SBB und der BLS aus dem ganzen Kanton und darüber hinaus, die von den Bahngleisen in die Stadt strömen, 30 000 tägliche Passagiere der TPF, die in einen der rund 2000 Busse steigen, die den Bahnhof Freiburg bedienen, sowie 10 000 bis 20 000 Fussgänger und Velofahrer.
Die Modernisierung und Erweiterung des Bahnhofs Freiburg durch die SBB umfasste die Verlängerung der Bahnsteige und die Schaffung einer neuen Unterführung, was zu einem Anstieg der Reisendenzahlen im Bahnhof Freiburg führte. Das Projekt des Bahnhofplatzes ermöglicht es daher auch, auf die Umbauten der SBB zu reagieren.
Als Ort, an dem Reisende, Touristen und Studierende einen ersten Eindruck von Freiburg erhalten, dient der Bahnhofplatz auch als Visitenkarte der Stadt. Durch die Neugestaltung des Sektors und insbesondere des Bahnhofplatzes soll deshalb das wichtigste Zentrum Freiburgs des 21. Jahrhunderts geschaffen werden, indem dieser Raum den Einwohnern der Stadt zurückgegeben und so gestaltet wird, dass er Begegnungen und den Austausch fördert. Denn im Gegensatz zu anderen Quartieren oder Plätzen, die nur von ihren Bewohnern genutzt werden, steht der Bahnhofplatz allen Freiburgerinnen und Freiburgern offen und soll als Umschlagplatz zwischen nationalem, regionalem und städtischem Verkehr, aber auch als Warte-, Ruhe- oder Erholungsraum dienen.
Die Neugestaltung soll auch dazu dienen, das gesamte bauliche Erbe des Sektors zur Geltung zu bringen, das durch Blockrandbebauungen gekennzeichnet ist, von denen sich einzelne Elemente wie der Tempel, der Alte Bahnhof, die Post, der Bâloise-Turm, die Freiburger Kantonalbank und das Equilibre abheben. Der öffentliche Raum zwischen diesen Bauten war bisher kaum Gegenstand einer globalen Vision oder eines echten Projekts. Er ging nie über den Status eines Restraums hinaus. Die Herausforderung des Neugestaltungsprojekts besteht daher darin, dem Bahnhofplatz und seiner Umgebung im Dienste der Einwohnerinnen und Einwohner, im Dialog mit seinen Bestandteilen und im Einklang mit den beiden oben genannten Hauptverkehrsachsen der Stadt eine eigene Identität und Qualität zu verleihen.
Zielsetzung des Wettbewerbs
Um innerhalb kurzer Zeit das beste Projekt für eine Sanierung bestimmen zu können und die Anforderungen des Gesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen zu erfüllen, hat sich der Gemeinderat für einen an Architekten und/oder Landschaftsarchitekten gerichteten einstufigen Projektwettbewerb im offenen Verfahren entschieden.
Mit der Organisation eines Wettbewerbs im offenen Verfahren nach der Ordnung SIA 142 wurde sichergestellt, dass qualitativ hochstehende Vorschläge eingehen, sowohl für die Gestaltung der öffentlichen Räume als auch für die Entwicklung von Lösungen zur Neugestaltung der ÖV-Schnittstelle der Stadtbusse.
Die im Projektwettbewerb zu erreichenden Ziele lassen sich in drei Themen zusammenfassen: Bereinigung, Verbindung, Neugestaltung.
Bereinigung
Die verschiedenen Räume des Wettbewerbsperimeters umfassen zahlreiche Einrichtungen, die sektorweise und ohne Gesamtvision ausgeführt wurden.
Um Platz zu schaffen und den Verkehr in diesen Räumen zu verflüssigen, ist es notwendig, den Boden von den zahlreichen Elementen zu befreien, welche die Fortbewegung der Nutzerinnen und Nutzer erschweren. Die durch die Fahrspuren verursachten Einschnitte, der Nutzen und/oder die Lage der Kioske und der Bushaltestellen, das Glasdach des Bahnhofs oder auch die Velostation sind zu hinterfragen. Um den Zugang für Fussgängerinnen und Fussgänger zu erleichtern, werden einige Elemente verschwinden, während andere einen neuen Standort im neu gestalteten Raum finden werden. Die Bereinigung dieser Räume wird Platz und gleichzeitig DEN Platz schaffen.
Bereinigen bedeutet allerdings nicht, den öffentlichen Raum von all seinen Komponenten zu befreien. Ziel ist es, einen Lebensort mit einer sozialen Dimension zu schaffen und freundliche Räume für alle (eilige Fussgänger, Spaziergänger oder verweilende Menschen) zu bieten.
Verbindung
Der Bahnhofplatz ist ein Knotenpunkt in der Stadt Freiburg und wird verschiedene Verbindungen ermöglichen:
Die Verbindung der Altstadt mit der Pérolles-Ebene. Der Bahnhofplatz ist ein Dreh- und Angelpunkt zwischen der Altstadt und den südlich auf der Pérolles-Ebene gelegenen Quartieren des 19. Jahrhunderts.
Die Verbindung der östlich und westlich der Bahngleise gelegenen Quartiere. Der Bahnhof bietet der Stadt derzeit nur eine Fassade. Er muss sich daher nach Westen öffnen, um aus der einseitigen Dimension auszubrechen. Durch die Schaffung einer echten Vernetzung der öffentlichen Räume wird ein von allen Seiten zugänglicher und in die Stadt integrierter Bahnhof geschaffen. Der Bahnhofplatz wird dank der verschiedenen Unterführungen, einschliesslich der geplanten neuen südlichen Passage zwischen der Route des Arsenaux und der Richemond-Kreuzung, als Schnittstelle zwischen den Wohngebieten auf den Anhöhen und dem Stadtzentrum dienen.
Die Verbindung der verschiedenen Plätze des für den Wettbewerb definierten Perimeters. Der Vorplatz des Bahnhofs, die Vorplätze des alten Bahnhofs und der Post sowie der Jean-Tinguely-Platz vor dem Equilibre müssen miteinander verbunden werden. Die Verbindung über die öffentlichen Räume wird vom Boulevard de Pérolles und der Route des Arsenaux über den Bahnhofplatz bis hin zur Romontgasse eine Kontinuität schaffen und die Belebung des städtischen Lebens zur Folge haben. Sie wird auch die Esplanaden der Post und des Theaters Equilibre in diesen Raum integrieren.?? Die Ausdehnung des Bahnhofplatzes wird das Zusammenlaufen der Ströme, die sich derzeit auf den Hauptplatz konzentrieren, durch die Schaffung eines Netzes von Plätzen und die Vermehrung der Zugänge verringern.
Neugestaltung
Die Neugestaltung soll einen Platz schaffen, an dem sich Einwohnerinnen und Einwohner sowie Passanten wohlfühlen. Sie muss den Fussgängerverkehr fördern und es den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, sich sowohl tagsüber wie auch nachts leicht zurechtzufinden und einfach auf die verschiedenen Verkehrsmittel umzusteigen. Die Mobilität muss neu organisiert und die Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel überdacht werden. Eine für die Benutzer gut verständliche ÖV-Schnittstelle ist derart zu gestalten, dass ein reibungsloser, angenehmer und sicherer Zugang gewährleistet ist. Sie muss nicht nur ein reibungsloses Umsteigen zwischen den verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglichen, sondern auch den erwarteten Anstieg der Anzahl Nutzerinnen und Nutzer auffangen können.
Zudem müssen die Behandlung und die Beschaffenheit des Bodenbelags sowie die Positionierung der verschiedenen Elemente des urbanen Mobiliars, aus denen der Platz besteht (Lage der Bänke, der Bäume, der Bushaltestellen, der Lichtmaste, der Wasserstellen, usw.), untersucht werden.
Siegerprojekt
Im Rahmen des Wettbewerbs wurden 32 Projekte eingereicht und von der Jury geprüft.
Nach zweitägigen Beratungen entschied sich die Jury einstimmig für das Projekt JO, das zusammen vonHager Partner AG, Landschaftsarchitekt in Zürich, Basler&Hofmann AG, Ingenieur-, Planungs- und Beratungsunternehmen in Zürich, und Van de Wetering, Architekt in Zürich, entwickelt wurde. Gestützt auf die vielen im Siegerprojekt nachgewiesenen Qualitäten, entschied der Gemeinderat, der Empfehlung der Jury zu folgen und dieser Gruppe den Auftrag zu erteilen, die Studien im Rahmen des Projektwettbewerbs fortzusetzen.
Der Jurybericht fasst die Ziele und das Programm des Wettbewerbs zusammen und stellt die Projekte und das Urteil der Jury vor.
Mit der Gewährung des Studienkredits wurde die zweite Phase des Vorprojekts eingeleitet und alle notwendigen Prüfungen in Bezug auf Machbarkeit, Mobilität, Betrieb und Gestaltung eingeleitet.
Eine totale Transformation Was das Projekt selbst betrifft, so wird die erste Phase (Perimeter 1, siehe unten) im Frühjahr 2022 öffentlich aufgelegt. Das Ziel: Die Nutzerinnen und Nutzer sollen beim Verlassen der Bahnhofshalle einen grossen, luftigen Platz entdecken, sich unter dem Blätterdach des «Salon-vert» niederlassen oder auf den breiten, mit neuen Bäumen bepflanzten und mit Bänken ausgestatteten Trottoirs der Avenue de la Gare in Richtung Equilibre flanieren können. Drei Viertel der Gesamtfläche werden den Fussgängern gewidmet sein, da das Gebiet für den motorisierten Individualverkehr gesperrt ist und die sanfte Mobilität bevorzugt wird. Im Kampf gegen die Hitze können sich die Einwohnerinnen und Einwohner auf schattige Alleen und wasserdurchlässige Kiesflächen verlassen. Insgesamt sollen 56 Bäume (derzeit 28) gepflanzt werden, deren Wachstumsbedingungen an das städtische Umfeld angepasst sind. Die Bushaltestellen werden neu angeordnet, das Vordach und seine Ädikula entfernt. Mit 1500 neu geschaffenen Veloabstellplätzen und fünf Parkhäusern, die weniger als 300 Meter zu Fuss vom Bahnhof entfernt sind, erfährt das Eingangstor zu Freiburg eine vollständige Transformation. Der Bahnhof und seine Umgebung werden so aufgewertet und den Freiburgerinnen und Freiburgern zurückgegeben, die sich diesen strategischen öffentlichen Raum wieder aneignen können.
Plan für die öffentliche Auflage von Perimeter 1 (Frühjahr 2022)
Perimeter 1 betrifft die Kreuzung Pérolles-Arsenaux, den Bahnhofsplatz und die Avenue de la Gare. Er wird zusammen mit dem Pavillon im künftigen «Salon-vert» (auf dem derzeitigen Kurzzeitparking) öffentlich aufgelegt. Der Pavillon wird den Kiosk und den Blumenladen aufnehmen, die derzeit auf dem Bahnhofplatz untergebracht sind. Durch die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes und den Bau des Pavillons werden 13 der 37 vorhandenen Parkplätze wegfallen. Es werden grosszügige Überdachungen gebaut, grosswüchsige Bäume gepflanzt und die Busperrons an die Normen des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) angepasst.
Das Projekt sah vor, den Jo-Siffert-Brunnen, ein Werk von Jean Tinguely, das sich auf den Grand-Places befindet, in die Mitte des Bahnhofplatzes zu verlegen. Dieser Brunnen soll jedoch an seinem derzeitigen Standort bleiben. 2025 soll ein Kunstwettbewerb ausgeschrieben werden, um ein anderes Werk zu schaffen, das den Bahnhofsvorplatz prächtiger erscheinen lässt.
Nur Busse, Taxis und Lieferfahrzeuge werden auf der Avenue de la Gare verkehren können, was die Schaffung breiter Trottoirs, von Sitzgelegenheiten und Velobügeln sowie die Anpflanzung von grosswüchsigen Linden ermöglicht. Die betroffenen Abschnitte der Route des Arsenaux und des Boulevard de Pérolles werden von der gleichen Art der Gestaltung profitieren.
Die Neugestaltung des Bahnhofplatzes wird von der Stadt Freiburg finanziert. Eine Mitfinanzierung wird im Rahmen der Agglomerationsprogramme erhofft, zu denen das vorgestellte Projekt gehört. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der Agglomeration Freiburg, den TPF, der SBB sowie den Verbänden von Personen mit eingeschränkter Mobilität entwickelt.
Der folgende Zeitplan ist indikativ. Er hängt stark von der Behandlung von Einsprachen und der Realisierung der damit verbundenen privaten Projekte ab: