Diese Publikation, in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv entstanden, präsentiert neue Forschungsergebnisse und wirft ein faszinierendes Licht auf eine für die Stadt Freiburg entscheidende Epoche. Sie berichtet von den Auseinandersetzungen zwischen dem Gemeinderat und einem Staatsrat, der, obwohl ebenfalls liberalen und radikalen Ideen verpflichtet, die Stadt stets in Schach halten wollte, damit sie nicht zu mächtig werde. Dank der Sammlung von Jean und Marie-Jeanne Dubas-Cuony, die sich im Stadtarchiv befindet, konnte das Buch zudem reich mit zeitgenössischen Illustrationen ausgestattet werden.
Schritt für Schritt auf der Karriereleiter
Jean-Augustin Cuony wurde 1803 in Überstorf im Sensebezirk geboren. Sein Vater stammte aus dem Laufental und kam 1800 nach Freiburg, zu einer Zeit, als es genügte, aus einem anderen Kanton zu kommen, um bereits als Ausländer zu gelten. Obwohl einfacher Handwerker und deutscher Muttersprache, gelang es ihm dank harter Arbeit und einer geschickten Ehepolitik, seine Familie in die Freiburger Gesellschaft zu integrieren. Dies erlaubte es ihm, ein Haus im Neustadtquartier zu erwerben und 1813 das Freiburger Bürgerrecht für sich und seine Söhne zu kaufen. Sein Sohn Jean-Augustin besuchte zuerst die Grundschule Pater Girards, dann das Kollegium Sankt-Michael und erwarb schliesslich ein Notariatspatent, was es ihm ermöglichte, lange Zeit erfolgreich in der Privatwirtschaft zu arbeiten.
Als Latinist und perfekt zweisprachig hatte Jean-Augustin Cuony zudem alle Karten für eine Karriere im öffentlichen Dienst in der Hand. Dank seiner Zweisprachigkeit konnte er sich später auch in Bern Gehör verschaffen, als den darum ging, den Anschluss Freiburgs an das Eisenbahnnetz durchzusetzen. 1828 wurde er zum stellvertretenden Sekretär des Gemeinderats ernannt, erklomm anschliessend Stufe um Stufe auf der Karriereleiter, bis er 1844 in den liberal dominierten Gemeinderat der Hauptstadt gewählt wurde. Nach dem Sonderbundskrieg wurde er 1848, unter dem radikalen Regime, zum Stadtammann gewählt. In dieser Stellung, die er bis 1857 innehatte, war er unermüdlich bemüht, durch Reformen die Entwicklung der Stadt Freiburg voranzutreiben.
Mitten im politischen Leben der Stadt
Jean-Pierre Dorand beschreibt mit Akribie Cuonys politische Karriere während der kurzen Zeit der radikalen Dominanz in Freiburg. Thierry Steiert, der heutige Stadtammann, bemerkt in seinem Vorwort zum Buch: "Die Geschichte, die von den Konservativen nach ihrer Rückkehr an die Macht 1856 geschrieben worden ist, unterschlägt meist die Leistungen fortschrittlicher Persönlichkeiten, um dafür ihre Fehler und Mängel umso mehr herauszustreichen. Und so geschah es auch bei den meisten radikalen Persönlichkeiten."
Dank der Unterstützung durch die Historiker des Freiburger Stadtarchivs kann der Autor aus dem reichen Fundus der Protokolle der Stadtratssitzungen schöpfen, was es ihm erlaubt, ein lebendiges Bild des politischen Lebens dieser Zeit vermitteln. Besonders die Kapitel über das soziale, wirtschaftliche und erzieherische Umfeld in Freiburg um die Mitte des 19. Jahrhunderts strotzen nur so von herrlichen Anekdoten.
Hervorzuheben ist die Ikonographie dieser Publikation, die ebenfalls von Mitarbeitern des Stadtarchivs erarbeitet worden ist. Sie besteht aus weitgehend wenig bekannten zeitgenössischen Ansichten und verleihen dem Buch eine zusätzliche kulturhistorische Komponente.
Jean-Pierre Dorand, Jean-Augustin Cuony. Un syndic de Fribourg à la charnière des temps (1848-1857), Archives de la Ville de Fribourg, 2020 (192 pages avec 28 illustrations en couleur). Disponible en librairie au prix de Fr. 34.-.