Vor 200 Jahren, am 30. Juni 1819, hat die Stadt Freiburg am Standort der heutigen Chorherrengasse 1 ein revolutionäres Schulgebäude eingeweiht, das vom Franziskanerpater Gregor Girard konzipiert worden war. Die Architektur stand damit erstmals im Dienst einer modernen Lernmethode. Ausgedacht hatte sich diese Methode, die allen offen stand, der berühmteste Freiburger Pädagoge; diese Vorläuferform des "gegenseitigen Unterrichts" erlaubte es jedem Schüler, mit Hilfe von weiter fortgeschrittenen Schulkameraden seinem eigenen Rhythmus gemäss voranzukommen. Die Unterrichtsform beeinflusste tiefgreifend und dauerhaft die Schulsysteme der Schweiz und anderer Länder. Pater Girards avantgardistische Methode stellt übrigens die Grundlage der heutigen Schule mit drei aufeinanderfolgenden Stufen dar.
Um das Zweihundertjahrjubiläum der Eröffnung dieser aussergewöhnlichen Primarschule würdig zu begehen, haben das Kantonale Amt für Kulturgüter, der Forschungskreis Girard Freiburg und das Freiburger Stadtarchiv ein reichhaltiges Programm zusammengestellt. Am Freitag, 13. September 2019, wird an der Fassade des Gebäudes an der Chorherrengasse 1 eine Gedenktafel angebracht; im Gebäudeinnern wird eine erklärende Schautafel zu finden sein. Eine Diskussionsrunde unter der Überschrift "Architektur und Pädagogik im Jahr 1819 und heute" wird durch Pierre-Philippe Bugnard (Forschungskreis Girard) und Aloys Lauper (stellvertretender Dienstchef des Kulturgüteramtes) animiert.
Bald auf europäischer Ebene anerkannt
Anlässlich der Europäischen Tage des Kulturerbes am Wochenende vom 14. und 15. September erhält das Publikum Gelegenheit, an geführten Besuchen des "Girard-Quartiers" teilzunehmen. Parallel dazu wird in Freiburg und in den umliegenden Gemeinden ein Wettbewerb für die Schüler der Stufen 7H und 8H lanciert. Jüngste Ehrung des Freiburger Franziskaners: Er ist ein zentrales Element des Vereins Héloïse, dessen Weg der europäischen Pädagogen ("Itinéraire des pédagogues européens") im Begriff ist, vom Europarat anerkannt zu werden.