Zähringerstädte
Der Bund der Zähringerstädte
Im Juni 1957 beging die Stadt Freiburg im Üechtland das 800-jährige Jubiläum ihrer Gründung durch Herzog Bertold IV. von Zähringen. Die sich über zwei Wochenende erstreckenden Feierlichkeiten standen unter dem Motto des freundschaftlichen Treffens von Verwandten, Freunden und Verbündeten. Unter der Federführung des damaligen Stadtammanns Jean Bourgknecht hatten die Organisatoren auch zahlreiche Vertreter aus zähringischen Städten in der Deutschschweiz und Süddeutschland eingeladen.
Dieses erstmalige Zusammentreffen sollte zur Initialzündung des Freundschaftskreises der Zähringerstädte werden, dieser informellen Partnerschaft von sechs Städten aus Deutschland und ebenso vielen aus der Schweiz. Seither finden regelmässig Treffen der Behörden dieser Städte statt. Die wissenschaftliche Forschung hat durch Tagungen, Publikationen und Ausstellungen den Blick auf die Zähringergeschichte massgeblich erweitert und geschärft. Und alle drei Jahre findet ein „Narrentreffen“ statt, an dem die Verbundenheit in karnevalesker Ausgelassenheit gepflegt wird.
Historischer Überblick
Die Zähringerherzöge prägten den Südwesten des hochmittelalterlichen Reiches in vielfältiger Weise. Zahlreiche Städte sind mit dem Namen dieses Fürstenhauses verbunden, in fast allen Zähringerstädten wies einst eine Burg auf Macht und Herrschaftsanspruch der Herzöge hin. Während viele – ja die meisten zähringischen Burgen mittlerweile zerstört sind, pflegen die Zähringer Gründungstädte ihre gemeinsamen Wurzeln und Traditionen in einem Städtebund.
Freiburg im Breisgau, die grösste unter ihnen, beging 2020 ihr 900. Stadtjubiläum. Sie kann mit Recht als inoffizielle „Hauptstadt des Zähringerbundes“ bezeichnet werden. St. Peter im Schwarzwald ist zwar die kleinste im Bunde, als Grabstätte zahlreicher Zähringer-Herzöge ist ihre historische Bedeutung aber von erstem Rang. Villingen, das bereits 999 das Markt-, Münz- und Zollrecht erhielt, kann als älteste Zähringerstadt im Freundschaftskreis gelten. Die heutige Ruine Limburg, oberhalb von Weilheim an der Teck gelegen, war im 11. Jahrhundert während zwanzig Jahren Stammsitz des Geschlechts, bevor sie von der Burg Zähringen bei Freiburg im Breisgau abgelöst wurde. Rheinfelden fiel 1090 durch Erbschaft an Bertold II. und ist somit die älteste zähringische Besitzung in der heutigen Schweiz. Auf Bertold IV., den fleissigen Städtegründer, können sich Freiburg im Üechtland, Neuenburg am Rhein, Burgdorf und Murten berufen, während sein Sohn Bertold V., der letzte seines Geschlechts, für die Gründungen von Bern, Thun und Bräunlingen verantwortlich zeichnet. Mit dem Tod Bertolds V. im Jahre 1218 endet die grossräumige Politik der Zähringer, zerbricht das fragile Gebilde ihrer Herrschaft und die Städte werden unter verschiedenen Erben aufgeteilt. In der Folge ereilt jede ein anderes Schicksal, und erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind sie wieder in zähringischer Freundschaft vereint.